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Aporien nach Gerhard Schwarz und der Weg zum Konsens

Die Natur der Aporie

Eine Aporie entsteht, wenn zwei gegensätzliche Behauptungen oder Interessen vorliegen, die beide ihre Berechtigung haben und voneinander abhängig sind. Nach Schwarz ist eine Aporie ein Zielkonflikt, der durch drei Eigenschaften gekennzeichnet ist [1]1 [1]2 [2]:

  1. Zwei widersprüchliche Behauptungen oder Interessen, die beide wahr bzw. berechtigt sind.
  2. Beide sind voneinander abhängig; nur wenn die eine Behauptung wahr ist, kann auch die andere sein und umgekehrt.
  3. Es gibt keinen offensichtlichen Weg, diesen Widerspruch aufzulösen.

Konfliktlösungsstrategien nach Schwarz

Schwarz identifiziert sechs grundlegende Konfliktlösungsstrategien, die historisch gewachsen sind und eine Art Evolution darstellen: Flucht, Vernichtung, Unterwerfung/Unterordnung, Delegation, Kompromiss und Konsens [1]1 [1]2 [2].

Der Weg zum Konsens

Um bei einer Aporie zu einem Konsens zu gelangen, ist es wichtig, die gegensätzlichen Positionen nicht als unvereinbar zu betrachten, sondern als Ausgangspunkt für einen Dialog. Hier sind einige Schritte, die helfen können:
  1. Verstehen: Zuerst muss man die Natur der Aporie verstehen und anerkennen, dass beide Seiten ihre Gültigkeit haben.
  2. Kommunikation: Offene Kommunikation zwischen den Parteien ist entscheidend, um die zugrunde liegenden Interessen und Bedürfnisse zu verstehen.
  3. Kreativität: Manchmal erfordert die Lösung eines Zielkonflikts kreative Ansätze, die über das übliche Schema von Gewinnen und Verlieren hinausgehen.
  4. Integration: Statt eines Kompromisses, bei dem beide Seiten Zugeständnisse machen, sollte eine integrative Lösung angestrebt werden, die die Interessen beider Seiten berücksichtigt.
  5. Mediation: Ein neutraler Dritter kann helfen, die Kommunikation zu erleichtern und neue Perspektiven einzubringen.

Die Welt ist voller Aporetischer Konflikte

Die Aporie widerspricht dem üblichen Schwarz-Weiß-Denken und der (westlichen) Logik. Tatsächlich ist die Welt voller aporetischer Konflikte. Der Gaza-Konflikt stellt ganz klar eine Aporie dar. Selbstverständlich ist der Überfall der Hamas ein klarer Terror-Akt. Schaut man sich aber die Geschichte Palästinas im und nach dem zweiten Weltkrieg an, so ist es nicht möglich zu entscheiden, wer Recht hat. Auf der einen seite sind die jüdisch(-stämmigen oder -gläubigen), denen Seitens der britischen Mandatsverwaltung seinzeit ein Zufluchtsort zugestanden wurde und die nun seit mehr als 70 Jahren dort wohnen und den Staat isrtael in mehreren Kriegen gegen Angriffe verteidigen mussten. Auf der anderen Seite sind die Palästinenser, die im Staat Israel Menschen zweiter Klasse sind und sowohl im Gazastreifen als auch auf den Westbanks aunterdrückt werden. Da sind auf der einen Seite die Siedler, die sich einfach im Bereich der Palästinenser Grund und Boden aneigenen und rechtswidrig Siedlungen errichten. da sind auf der anderen Seite palästinensische Terroristen, die immer wieder Menschen umbringen oder verletzen und eine palästinensische Verwaltung, die den Staat Israel partout nicht anerkennen will. Da sind auf der anderen Seite Militäraktionen der israelischen Armee, die auf der palästinensischen Seite immer wieder Opfer verursachen. Das gilt auch für den jetzigen Krieg. Selbstverständlich darf sich Israel verteidigen. Aber geht die jetzige Militäraktion nicht weit übeR Verteidigung hinaus, wenn zigtausende zivile Opfer zu beklagen sind. Ja, die Hamas nutzt die Zivilbevölkerung als Schutzschild. Aber werden nicht viele Palästinenser radikalisiert angesichts des Vorgehens der israelischen Armee? Gewlingt es Israel, die Hamas zu zerschlagen, wird es neue Terroristen geben.

Mit Schwarz-Weiß-Denken kommt man hier nicht weiter.

Fazit

Aporien nach Gerhard Schwarz fordern uns heraus, über traditionelle Konfliktlösungsstrategien hinauszudenken und Wege zu finden, wie aus scheinbar unvereinbaren Positionen ein Konsens erwachsen kann. Durch Verständnis, Kommunikation und Kreativität können wir lernen, Aporien nicht als Sackgassen, sondern als Chancen für Wachstum und Entwicklung zu sehen.
Dieser Blogpost bietet einen Einblick in die komplexe Welt der Aporien und zeigt auf, dass es trotz großer Herausforderungen möglich ist, zu einem Konsens zu kommen. Möchten Sie mehr über dieses Thema erfahren oder haben Sie spezifische Fragen? Teilen Sie Ihre Gedanken und Fragen gerne in den Kommentaren.

Sprache schafft Realität

geschrieben von Gerfried Braune am in Allgemein,Arbeitsrecht | Keine Kommentare

Ich decke bei der Ausbildung von angehenden Führungskräften im Pflegebereich den Bereich Arbeitsrecht ab. In jedem Kurs werden zu Beginn die begrifflichen Grundlagen geklärt, nämlich was ist ein Arbeitnehmer und was ist ein Arbeitgeber?

Für uns (nicht nur Juristen) ist es völlig klar, dass Arbeitgeber ist, wer mindestens einen Arbeitnehmer beschäftigt und Arbeitnehmer ist, wer aufgrund eines privatrechtlichen Vertrages in persönlicher Abhängigkeit Dienste erbringt. Die Begriffe „Arbeitgeber“ und „Arbeitnehmer“ schaffen aber auch gewisse Realitäten. Es ist klar, dass ein Arbeitgeber dann jemand ist, der die große Güte hat, den Arbeitnehmern Arbeit zu geben. Eigentich müsste dann ja derjenige, der uns großzügig Arbeitsstellen zur Verfügung stellt, eher dafür belohnt werden und nicht noch Löhne und Gehälter zahlen müssen. Die Arbeitnehmer, die das großzügige Geschenk einer Arbeitsstelle annehmen, sollten hierfür Zeit ihres (Arbeits-) Lebens hierfür dankbar sein. Genau so werden die mit diesen Begriffen verbundenen Gefühle unausgesprochen transportiert.

Man könnte die Begrifflichkeiten auch auf den Kopf stellen: Arbeitgeber ist derjenige, der seine Arbeitsleistung dem Unternehmen gibt. Arbeitnehmer ist demgegenüber jemand, der die Arbeitsleistung der Arbeitgeber annimmt. Verwirrt? Ja könnte man sein. Wenn man gedanklich ein wenig mit diesen (gegeenüber dem Gewohnten auf den Kopf gestellten Begrifflichkeiten) gedanklich spielt, verändert sich möglichwerweise die Realität oder zumindest die Sichtweise. Denn tatsächlich nehmen ja die Unternehmen (und damit die Arbeitnehmer) die Arbeitsleistung entgegen, die ihnen die Mitarbeiter (=Arbeitgeber) geben.

Dann ist es auch stimmig, dass die Arbeitnehmer für das Entgegennehmen der Arbeitsleistung eine Gegenleistung (Lohn/Gehalt) zu erbringen haben, und dass diejenigen, die etwas geben (nämlich die Geber der Arbeit) hierfür auch etwas bekommen. Der moralische Anspruch wäre vom Kopf auf die Füße gestellt.

Würde das unser Denken oder die Realität verändern?

Mit Mediation zum fairen Vertrag – So können Konflikte in Verhandlungen gelöst werden

geschrieben von Gerfried Braune am in Allgemein,Mediation,Verhandlungen | Keine Kommentare

Mediation ist ein Verfahren zur Konfliktlösung, bei dem eine neutrale dritte Person als Vermittler zwischen den Parteien agiert. Ziel der Mediation ist es, gemeinsam mit den Beteiligten eine Lösung zu erarbeiten, die für alle Seiten akzeptabel und tragbar ist. Im Gegensatz zum Gerichtsverfahren oder anderen streitigen Auseinandersetzungen steht bei der Mediation nicht das Gewinnen oder Verlieren im Vordergrund. Vielmehr geht es darum, durch einen offenen Dialog und gegenseitiges Verständnis eine Win-Win-Situation zu schaffen. Die Vorteile von Mediationsverfahren liegen auf der Hand: Sie sind schneller und kostengünstiger als gerichtliche Prozesse. Zudem haben die beteiligten Parteien selbst Einfluss auf die Entscheidungsfindung und können somit auch langfristige Beziehungen erhalten bzw. wiederherstellen. Mediatoren verfügen über spezielle Ausbildungen in Kommunikationstechniken sowie Konfliktmanagement-Methoden. Sie sind unabhängig von einer Seite des Konflikts und arbeiten ausschließlich im Interesse aller Beteiligten. In vielen Bereichen wie z.B Wirtschafts-, Familien- oder Arbeitsrecht hat sich die Methode bereits etabliert – aber auch in privaten Angelegenheiten kann sie erfolgreich angewendet werden.

Wer also nach einer alternativen Möglichkeit sucht um Streit schnell beizulegen sollte definitiv darüber nachdenken ob ein professionelles Mediationsverfahren nicht genau das Richtige sein könnte!

In Verhandlungen kann Mediation dazu beitragen, dass beide Seiten ihre Interessen und Bedürfnisse besser verstehen und gemeinsam nach einer Lösung suchen können. Ein großer Vorteil von Mediation in Verhandlungen ist die Möglichkeit zur Win-Win-Lösung. Im Gegensatz zum traditionellen Ansatz der Verhandlung, bei dem es oft nur einen Gewinner gibt, versucht die Mediation eine Lösung zu finden, bei der alle Beteiligten gewinnen. Durch den Einsatz eines neutralen Dritten als Vermittler wird das Risiko verringert, dass ein Teilnehmer benachteiligt wird oder sich unwohl fühlt. Weiterhin bietet Mediation auch Flexibilität in Bezug auf den Zeitrahmen für die Verhandlungslösung sowie hinsichtlich des Inhalts dieser Vereinbarungen. Die beteiligten Parteien haben mehr Kontrolle über den Prozess und sind nicht an starre Regeln gebunden wie dies z.B im Gerichtsverfahren üblich wäre. Eine weitere Stärke von Mediationsprozessen besteht darin,dass sie vertraulich ablaufen . Dadurch werden mögliche negative Auswirkungen auf das Image oder Reputation vermieden , wenn Informationen aus einem öffentlichen Rechtsstreit bekannt würden . Insgesamt fördert die Anwendung von mediativen Techniken eine bessere Kommunikation zwischen allen Beteiligten während des gesamten Prozesses – was wiederum dazu beiträgt ,dass Missverständnisse frühzeitig erkannt werden können bevor diese eskalieren könnten. Daher ist es empfehlenswert, Mediation als eine Option in Betracht zu ziehen, wenn Verhandlungen anstehen.

In einer Mediation arbeitet man nicht gegeneinander sondern miteinander an einer Lösung des Problems oder Konflikts. Die Gespräche sind vertraulich und freiwillig – somit kann jeder Teilnehmer sicher sein, dass keine Informationen ohne vorherige Zustimmung weitergegeben werden. Die Mediation ermöglicht es den Vertragsparteien, ihre Interessen und Anliegen offen zu kommunizieren und nach gemeinsamen Lösungen zu suchen. Ein neutraler Mediator unterstützt sie dabei, ihre Standpunkte zu verstehen, Missverständnisse aufzulösen und Konflikte zu bewältigen. Durch diesen Prozess werden die Beziehungen zwischen den Parteien verbessert und die Chancen auf eine faire Vereinbarung steigen.

Die schnellste Schnecke die man satteln kann?

geschrieben von Gerfried Braune am in Allgemein,Mediation | Keine Kommentare

Es ist interessant, sich einmal die Verfahrensdauern bei den deutschen Gerichten zu Gemüte zu führen. Nach der Statistik des Bundesjustizministeriums (die neuesten Zahlen stammen von 2021) dauert ein Zivilprozess vor dem Amtsgericht 5,6 Monate, in Familiensachen 6,3 Monate. Beim Landgericht erster Instanz müssen Sie schon 11 Monate auf eine Entscheidung warten und in der Berufungsinstanz 7,8 Monate. Berufungen vor dem Oberlandesgericht dauern dann 9,8 Monate. Das bedeutet, dass das Verfahren beim Amtsgericht mit Berufung zum Landgericht in Zivilsachen im Durchschnitt 13,4 Monate dauert. In Familiensachen erster Instanz beim Familiengericht und Berufung zum Oberlandesgericht haben Sie erst nach 17,1 Monaten Rechtssicherheit. In Zivilsachen, die beim Landgericht eingereicht werden und dann beim Oberlandesgericht in Berufung entschieden werden, warten Sie 20,8 Monate auf ein Urteil. Schneller geht es lediglich bei den Arbeitsgerichtsverfahren mit 3,7 Monaten für die erste Instanz und 8,2 Monate für die Berufung beim Landesarbeitsgericht. Hierbei ist aber zu berücksichtigen, dass die überwiegende Zahl von Verfahren vor dem Arbeitsgericht bereits in der Güteverhndlung per Vergleich erledigt werden. Die langsamste aller Schnecken ist die Verwaltungsgerichtsbarkeit mit 18,7 Monaten in erster Instanz, gefolgt von den Finanzgerichten mit 14,4 Monaten. Das sind wohlgemerkt Durchsschnittszahlen. Das bedeutet, dass es auch wesentlich länger dauern kann, aber auch kürzer. Wie lange es bei Ihnen dauert, bis Sie ein endgültiges Urteil haben werden, weiß nur die Justizverwaltung, die/der Richter/in und der leibe Gott. Ihr Einfluss auf die Dauer des Verfahrens ist nur marginal.

Wer sich als von der Justiz schnelle Hilfe erwartet, ist schief gewickelt. Sie müssen (bzw. würden besser) nicht diese Schnecke satteln. Es gibt eine Alternative zum quälend langsamen Gerichtsverfahren: Die Mediation! Sie ist mit Garantie schneller als jedes Gerichtsverfahren und hat den Vorteil, dass Sie weitgehend selbst das Tempo vorgeben können. Beim Gerichtsverfahren haben Sie auch keinen Einfluss auf das Ergebnis. Dies bestimmt das Gericht anhand gesetzlicher Regeln, die für eine Vielzahl von fallkonstellationen geschaffen wurden und ihre persönliche Situation kaum berücksichtigt. Ganz anders in der Mediation. Hier bestimmen allein Sie und Ihr(e) „Mit-Ihnen-Streitende(r)“ das Ergebnis. So kommt es zu einer Lösung, die Ihren Interessen und den Interessen der Mitmediierenden entspricht.

Man muss demnach nicht die Schnecke satteln, Sie können auch dem Rennpferd den Sattel auflegen.

Was hat Mediation mit einer Espressomaschine zu tun?

geschrieben von Gerfried Braune am in Allgemein,Mediation | Keine Kommentare

Im Grunde überhaupt nichts! Was passiert aber, wenn Sie morgens ihre Kaffeetasse unter den Auslauf der Espressomaschine gestellt haben und drücken auf den Knopf und nichts geschieht? Sie haben ein Problem. Sie können nun versuchen, das Problem auf der gleichen Ebene zu lösen, auf der es aufgetreten ist. Dies würde bedeuten, dass Sie noch ein paar Mal den Einschaltknopf drücken. Wenn Sie auf dieser Ebene stehen bleiben, werden Sie keinen Kaffee bekommen und ihr Adrenalinspiegel wird im gleichen Maß ansteigen wie Ihr Koffeinspiegel sinkt. So ähnlich geht es auch den Beteiligten in Konflikten. Auch Konflikte können Sie nie auf der Ebene lösen, auf der sie entstanden sind. Wenn Sie auf dieser Ebene verharren, werden Sie keine Lösung ihres Konfliktes bekommen (allenfalls bekommen Sie ein Urteil) und ihr Adrenalinspiegel wird steigen, es sei denn, es handelte sich lediglich um ein leichtes Missverständnis zwischen Ihnen und Ihrem Konfliktpartner. Auf die Espressomaschine bezogen hätten Sie dann beim ersten Mal nicht richtig auf den Knopf gedrückt und beim zweiten Mal würde alles funktionieren.

Eine Problemlösung erhalten Sie erst dann, wenn Sie eine Ebene höher gehen. Bei Ihrer Espressomaschine würden Sie zunächst einmal überprüfen, ob sich der Stecker in der Steckdose befindet und Wasser in der Espressomaschine. Wenn eine dieser Lösungsmöglichkeiten zutrifft, handelte es sich um ein kleines Problem, das Sie bereits lösen konnten, wenn Sie das System von einer etwas höheren Warte aus betrachten. Ebenso können Sie in der Regel kleinere Konflikte selbst lösen, wenn es Ihnen gelingt, mit Ihren Konfliktpartner die Ebene zu wechseln und die Konfliktursache zu beseitigen.

Gelingt es Ihnen bis hierhin nicht, dass Ihnen die Espressomaschine einen Kaffee ausspuckt (oder auch einen Espresso), benötigen Sie professionelle Hilfe. Dies gilt auch im Konfliktfall. Hier hilft Ihnen ein Mediator, den bestehenden Konflikt von einer höheren warte aus zu betrachten und herauszufinden, was bei Ihnen und Ihrem Konfliktpartner hinter dem eigentlichen Konflikt an Motiven, Wünschen und Gefühlen steht. Dies macht den Unterschied zur herkömmlichen „Konfliktlösung“ aus.

Juristische Verfahren verharren auf der Ebene des Konflikts. Ihr Anwalt würde die Espressomaschine auf Herausgabe einer (oder mehrerer) Tassen Espresso verklagen und aus dem Urteil dann vollstrecken. Ihren Espresso hätten Sie dadurch aber immer noch nicht und das Problem wäre nicht gelöst. Ebenso wenig wird ein Konflikt durch ein Urteil gelöst.

Dieser Artikel ist ein überarbeiteter Artikel von mir aus dem Jahr 2011.

Klarheit durch getrennte Gespräche: Warum Einzelgespräche in der Mediation wichtig sind

geschrieben von Gerfried Braune am in Allgemein | Keine Kommentare

Im Gegensatz zu den Anglo-Amerikanischen Mediator*innen werden bei uns in Deutschland Einzelgespräche in der Mediation eher kritisch gesehen und abgelehnt. Meist wird hierbei ins Feld geführt, dass das gegenseitige Verstehen bei Einzelgesprächen in der Mediation auf der Strecke bleibe.

Getrennte Gespräche sind in der Mediation eine Technik, die der Mediator einsetzen kann, um eine Lösung für einen Konflikt zu finden. Dabei trifft der Mediator sich einzeln mit jeder Partei, um deren Standpunkte, Interessen und Bedürfnisse besser zu verstehen und um eine Vertrauensbasis aufzubauen.

Einzelgespräche in der Mediation sind von unschätzbarem Wert. Sie bieten den Beteiligten die Möglichkeit, ihre individuellen Bedürfnisse, Sorgen und Ängste in einem geschützten Raum zu besprechen. Hierbei können sie sich frei äußern, ohne dass ihre Worte von anderen Beteiligten gehört werden. Dies schafft Vertrauen und eine Basis für eine erfolgreiche Mediation. Zudem können in Einzelgesprächen auch komplexe Sachverhalte und Hintergründe erläutert werden, die in der gemeinsamen Sitzung möglicherweise untergehen würden. Somit tragen Einzelgespräche maßgeblich zur Klärung der Konfliktsituation bei und unterstützen die Beteiligten dabei, gemeinsam eine Lösung zu finden.

Die getrennten Gespräche können auf verschiedene Weise helfen:

  1. Klärung von Missverständnissen: In den Einzelgesprächen können die Parteien ihre Perspektiven und Gefühle ohne Unterbrechung durch die andere Partei ausdrücken, was dazu beitragen kann, Missverständnisse und Fehlkommunikationen zu klären.

  2. Erhöhung der Vertraulichkeit: Durch die getrennten Gespräche können die Parteien sicher sein, dass ihre Interessen und Anliegen vertraulich behandelt werden und nicht von der anderen Partei gehört werden.

  3. Identifizierung von Interessen und Bedürfnissen: In den Einzelgesprächen kann der Mediator die Interessen und Bedürfnisse jeder Partei besser verstehen und so gemeinsame Interessen und mögliche Lösungen identifizieren.

  4. Reduzierung von Spannungen: Die getrennten Gespräche können dazu beitragen, Spannungen zwischen den Parteien zu reduzieren, indem sie die Konfliktpunkte in einer weniger emotional geladenen Umgebung besprechen können.

  5. Manche Informationen wollen die Parteien (oder eine Partei) nicht im Beisein der anderen Partei preisgeben. Hier hilft es der Partei, im vertraulichen Rahmen des Einzelgesprächs auch der eigenen Position abträgliche Tatsachen und Bedürfnisse zu benennen, ohne befürchten zu müssen, dass die andere Partei diese Informationen zu ihren Gunsten ausnutzen kann. 

Nach den getrennten Gesprächen bringt der Mediator die Parteien wieder zusammen und hilft ihnen, gemeinsame Interessen und mögliche Lösungen zu identifizieren und zu erarbeiten. Die getrennten Gespräche sind somit ein wichtiges Instrument in der Mediation, um die Bedürfnisse und Interessen jeder Partei besser zu verstehen und eine erfolgreiche Lösung für den Konflikt zu finden.

Positive Sprache in der Mediation

geschrieben von Gerfried Braune am in Allgemein,Mediation | Keine Kommentare

Positive Sprache ist in der Mediation von entscheidender Bedeutung, um eine konstruktive und lösungsorientierte Atmosphäre zu schaffen. Die Verwendung von positiver Sprache kann dazu beitragen, dass sich die Parteien in der Mediation wohl und respektiert fühlen und ein Gefühl von Zusammenarbeit und Verständnis aufbauen.

Hier sind einige Tipps für die Verwendung von positiver Sprache in der Mediation:

  1. Vermeiden Sie negatives Feedback: Statt Kritik und Vorwürfen sollten die Parteien sich auf das konzentrieren, was sie wollen und wie sie dies erreichen können.

  2. Verwenden Sie „Ich“-Aussagen: Statt „Du machst das falsch“ sollte man „Ich fühle mich so, wenn dies geschieht“ sagen.

  3. Verwenden Sie konstruktive Sprache: Statt „Ich kann nicht mit dir arbeiten“ sollte man „Ich denke, wir können an einer Lösung arbeiten“ sagen.

  4. Vermeiden Sie Verallgemeinerungen: Statt „Du machst das immer“ sollte man „In dieser speziellen Situation“ sagen.

  5. Betonen Sie gemeinsame Interessen: Statt „Ich will das bekommen“ sollte man „Wir wollen eine Lösung finden, die für uns beide funktioniert“ sagen.

  6. Vermeiden Sie Anschuldigungen und Vorwürfe: Statt „Du bist schuld an dieser Situation“ sollte man „Ich denke, wir sollten gemeinsam überlegen, wie wir das Problem lösen können“ sagen.

Durch die Verwendung von positiver Sprache können die Parteien in der Mediation eine positive Atmosphäre schaffen, die es ihnen ermöglicht, konstruktive und lösungsorientierte Gespräche zu führen und eine erfolgreiche Lösung für ihren Konflikt zu finden.

Besonders positiv wirkt sich aus, wenn Sie in der Sprache das „ja aber“ weglassen. Das „aber“ entwertet alles, was zuvor gesagt wurde. „Ich finde Deinen Vorschlag nicht schlecht, aber …“ sagt im Grunde bereits aus, der Vorschlag ist doch schlecht (die Redewendung „nicht schlecht“ ist besser ein „gut“). Hier können Sie den Satz umdrehen: Ich habe da zu Deiner Idee noch einen Verbesserungsvorschlag…, aber dein Vorschlag ist gut.“ oder „ich habe folgende Bedenken …, aber Dein Vorschlag ist gut“. Das hört sich für Mithörende schon ganz anders an. Sie können aus dem „aber“ auch ein „und“ machen. Sie können das „aber“ auch einfach weglassen.

Ebenso fördert es die Bereitschaft zum gegenseitigen Verstehen, wenn Sie die Wörter „müssen“ oder „sollte“ weglassen. Als Empfänger eines Nachricht fühlen Sie sich ganz anders, wenn Sie hören „Du musst positiv sprechen!“ oder „Es ist besser positiv zu sprechen“. Das fällt uns oft schwer, weil wir meist nicht wahrnehmen, wie oft wir diese beiden Wörter verwenden. Manchmal fällt es auch schwer, für ein „Muss“ oder „Sollte“ einen adäquaten anderen Ausdruck zu finden. Seit ich darauf achte, merke ich, wie ich oft erst einmal über eine andere Formulierung nachdenken muss (sic!) nachdenke.

Fragen über Fragen? Webinar

geschrieben von Gerfried Braune am in Fortbildung,Mediation | Keine Kommentare

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Fragen über Fragen? Fragetechniken in der Mediation - Webinar

Fragen über Fragen? Fragetechniken in der Mediation - Webinar

Donnerstag, 20 Jul 2023

17:00 - 20:15

In zwei aufeinanderfolgenden Abendseminaren gehen wir den Möglichkeiten des Fragens in der Mediation nach. Die richtigen Fragen zu stellen ist die zentrale Kompetenz von Mediator_innen. Spätestens nach dem Einleitungsgespräch sollten Mediator_innen immer im Fragemodus bleiben. Gehe ich aus dem Fragemodus heraus, besteht immer Anlass zu fragen (sic!), ob ich nicht gerade auch meine mediatorische Rolle verlasse? Hierüber und welche Fragen wo und wann sinnvoll sind, sprechen wir in dem Webinar jeweils von 17 Uhr bis 20:15 Uhr. Eure Investition beläuft sich auf 195 € (Absolvent_innen unserer Ausbildungen 180 €) (MWSt. fällt nicht an).

Event Kategorie

Fortbildung für MediatorInnen

Event Koordinator

Gerfried Braune Zertifizierter Mediator & Assessor jur.

Event Ort

Webinar online

Event Gebühr

Seminar
€ 195.00
Rabatt für AbsolventInnen unserer Ausbildungen
€ -15.00
Frühbucherrabatt bis 16.06.23
€ -10.00

Gesamtzahl Sitzplätze

12

Verbleibende Sitze

12

Fragen über Fragen? Präsenzseminar

geschrieben von Gerfried Braune am in Allgemein | Keine Kommentare

[47] [48]
Fragen über Fragen? Fragetechniken in der Mediation

Fragen über Fragen? Fragetechniken in der Mediation

Samstag, 1 Jul 2023

09:00 - 16:00

In einem Tagesseminar gehen wir den Möglichkeiten des Fragens in der Mediation nach. Die richtigen Fragen zu stellen ist die zentrale Kompetenz von Mediator_innen. Spätestens nach dem Einleitungsgespräch sollten Mediator_innen immer im Fragemodus bleiben. Gehe ich aus dem Fragemodus heraus, besteht immer Anlass zu fragen (sic!), ob ich nicht gerade auch meine mediatorische Rolle verlasse? Hierüber und welche Fragen wo und wann sinnvoll sind, sprechen wir in dem Präsenzseminar in unserem Seminarraum in der Feldmannstraße 26 in Saarbrücken von 9 Uhr bis 16 Uhr. Eure Investition beläuft sich auf 195 € (Absolvent_innen unserer Ausbildungen 175 €) (MWSt. fällt nicht an).

Event Kategorie

Fortbildung für MediatorInnen

Event Koordinator

Gerfried Braune Zertifizierter Mediator & Assessor jur.

Event Ort

Haus des Rechts
Feldmannstraße 26
Saarbrücken, Saarland, 66130

Event Gebühr

Seminar
€ 195.00
Rabatt für AbsolventInnen unserer Ausbildungen
€ -15.00
Frühbucherrabatt bis 16.06.23
€ -10.00

Gesamtzahl Sitzplätze

12

Verbleibende Sitze

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Warum Mediation? Wir haben doch Gerichte!

geschrieben von Gerfried Braune am in Mediation | 1 Kommentar

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Es ist doch ganz einfach! Wenn mein(e) Gegner(in) nicht das macht, was ich will, gehe ich einfach vor Gericht. Ich bezahle doch eine Rechtsschutzversicherung. Mediation endet doch nur mit einem faulen Kompromiss. Außerdem weiß ich nicht, was mit einer Mediation auf mich zu kommt. Bei Gericht kann ich alles meiner anwaltlichen Vertretung überlassen.

So denken viele Menschen. Aber ist das auch richtig?

Zum ersten muss es sich um einen Konfliktgegenstand handeln, der auch juristisch lösbar ist. Gerichte können in Zivilsachen nur über Ansprüche entscheiden, d.h. über das Recht, von einem anderen ein Tun, ein Dulden oder ein Unterlassen zu verlangen. Voraussetzung ist, dass es hierfür eine gesetzliche Grundlage gibt. Viele Konfliktgründe sind aber juristisch nicht erfasst oder eben nicht so eindeutig, wie sich das manche Nichtjuristen vorstellen. Viele Bereiche des menschlichen Zusammenlebens, sei es in der Ehe, in einem Nachbarschaftsverhältnis oder im beruflichen Team, sind nicht gesetzlich geregelt. Hier hilft kein Gericht.

Ein Gerichtsverfahren dauert. Bei den Amtsgerichten ist die Mehrzahl der Verfahren (ca. 43 %) nach drei Monaten (zumindest in dieser Instanz) beendet, aber ein Viertel der Verfahren dauern 3 bis 6 Monate und ein Fünftel sogar 6 bis 12 Monate. Monate, in denen Sie der Konflikt belastet, in denen Sie sich immer wieder über Schriftsätze der Gegenseite aufregen, zu Gericht gehen müssen oder Ihre anwaltliche Vertretung informieren müssen. Bei den Landgerichten dauert das durchschnittliche Verfahren bis zu einem Jahr.

Vor Gericht und auf hoher See sind wir in Gottes Hand, ist ein bekannter Spruch. Und das stimmt. Aus der Statistik lässt sich nicht direkt entnehmen, zu wessen Gunsten ein Prozess geendet hat. Allenfalls lässt sich der Statistik entnehmen, wer die Kosten des Rechtsstreits zahlen muss. Immerhin müssen ca. 18 % der Kläger(innen) die Kosten tragen (bei den Amtsgerichten), etwa 7 % enden 50:50 und der Rest geht zumindest überwiegend Lasten der Beklagtenseite. Also haben Sie auch als Kläger(in) gute Chancen, ihren Prozess zu verlieren.

Das wichtigste aber ist, dass Sie im Zivilprozess nur sehr eingeschränkten Einfluss auf das Ergebnis haben können. Ist die Klage einmal eingereicht, ist der Zug auf die Gleise gesetzt und Sie können nur noch hoffen, dass das Gericht die Weichen richtig stellt. Sie können allenfalls noch die Notbremse ziehen, indem Sie eine Klage zurücknehmen (mit der entsprechenden Kostenfolge) oder eben doch einen faulen Kompromiss eingehen. Sind Sie auf der Beklagtenseite, können Sie nichts tun. Ihre einzige Notbremse wäre das Anerkenntnis (oder die Flucht in die Säumnis). Aber auch das kostet.

Die im Prozess unterlegene Partei verliert automatisch ihr Gesicht. Ein verlorener Prozess wurmt, gleich ob auf Kläger- oder Beklagtenseite. Dies legt nahe, diesen Gesichtsverlust wieder auszugleichen. Der nächste Konflikt ist auf dem Weg.

Völlig anders in der Mediation. Hier bestimmen Sie, welche Themen Gegenstand sein sollen. Es muss sich auch nicht um justiziable Ansprüche handeln. Gegenstand der Mediation kann jedes zwischenmenschliche oder auch zwischenbetriebliche Problem sein. Sie brauchen auch (in der Mediation selbst) keinen Anwalt (natürlich sollten Sie eine abschließende Vereinbarung in der Mediation vor Unterzeichnung anwaltlich prüfen lassen). Sie selbst bestimmen zusammen mit der anderen Seite, welchen Inhalt die Vereinbarung haben soll. Hier sind Sie aber nicht an die in die Gesetze gegossene Standardlösung von der Stange gebunden. Sie können eine individuelle Regelung vereinbaren, die Ihrem einzigartigen Fall tatsächlich gerecht wird.

Es gibt in der Mediation keine Gewinner oder Verlierer. Deshalb ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Konflikt mit neuen Streitgegenständen perpetuiert, gegen Null. Wenn beide Beteiligten mit dem Ergebnis zufrieden sind und das Ergebnis den eigenen Interessen Rechnung trägt, ist der Konflikt gelöst und nicht nur irgendwie erledigt. Deshalb gibt es in der Mediation keine faulen Kompromisse.

Eine Mediation ist meist innerhalb weniger Tage oder Wochen am Ziel. Sie brauchen sich nicht monatelang mit der Sache beschäftigen. Die Kosten eines Mediationsverfahrens bewegen sich meist unterhalb der im Zivilprozess zu erwartenden Kosten (die Rechtsschutzversicherungen haben schon kalkuliert als sie Mediation in ihr Leistungsportfolio aufgenommen haben). Mediation ist auch kein Verfahren, das einmal in Gang gebracht auch gegen Ihren Willen weiterläuft. Sie und Ihr(e) Konfliktpartner(in) können jederzeit ohne Begründung die Mediation beenden und auf die Gerichtsschiene wechseln. Dies hat auch keine besonderen Kostenfolgen.

Deshalb: Für Sie und Ihre anderen Streitbeteiligten ist es in jeder Hinsicht besser, eine Konfliktlösung durch Mediation zu versuchen. Ihr einziges Risiko ist, dass Sie ein wenig Zeit verlieren und die Kosten für die Mediationssitzungen vergeblich aufgewandt haben (die Gegenseite auch).

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